Rückblick auf die Vernetzungsveranstaltung „Cancel Diversity?“
Ende Oktober fand die vierte Vernetzungsveranstaltung des Female Scientists Network (FSN) an der HTWK Leipzig statt. Unter dem Titel „Cancel Diversity? – Wie Gleichstellung, Vielfalt und Teilhabe unter Druck geraten – und was das mit uns zu tun hat“ beleuchtete Peps Gutsche von der Alice Salomon Hochschule Berlin aktuelle gesellschaftliche und politische Entwicklungen, die Diversität, Gleichstellung und Inklusion zunehmend infrage stellen.
Gezielte Demontage in den USA
Anhand zahlreicher Beispiele zeigte Gutsche auf, wie in den USA Maßnahmen zur Förderung von Diversität und Gleichstellung systematisch zurückgebaut werden. So wurden Programme des National Institutes of Health und der National Science Foundation drastisch gekürzt, Stipendien gestrichen und die Förderung marginalisierter Gruppen in den MINT-Fächern reduziert. Durch Präsidialerlasse wie „Ending Radical and Wasteful Government DEI Programs“ und „Defending Women from Gender Ideology Extremism“ wurden in Bundesbehörden ganze DEI-Strukturen aufgelöst. Diese politischen Eingriffe führen laut Gutsche auch zu Selbstzensur und einem Klima der Einschüchterung an Hochschulen.
Entwicklungen in Deutschland
Auch im deutschen Hochschulkontext sind ähnliche Tendenzen zu beobachten. Gutsche verwies auf den wachsenden Kulturkampf um Wissenschaftsfreiheit, in dem Begriffe wie „Cancel Culture“, „Political Correctness“ oder „Wokeness“ zunehmend politisch instrumentalisiert werden.
Initiativen wie das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit stellen Gleichstellungsarbeit und Gender Studies infrage und prägen Begriffe wie „Konformitätsdruck“ oder „Sprachpolizei“. Zudem verwies Gutsche auf aktuelle politische Entwicklungen, etwa die Forderung der AfD Sachsen-Anhalt, Gender Studies und Gleichstellungsstrukturen abzuschaffen, sowie auf gesetzliche Verbote geschlechtergerechter Sprache in mehreren Bundesländern.
Auch die Leopoldina trug mit ihrem Papier „Mehr Freiheit – weniger Regulierung“ zur Debatte bei, indem sie Gleichstellung und Diversität als „Nebenzweck“ bezeichnete und die Abschaffung entsprechender Beauftragtenstellen vorschlug – ein Schritt, der laut Kritik zu weniger Schutz, Sicherheit und Gerechtigkeit führen würde.
Verantwortung der Hochschulen
Gutsche betonte, dass Hochschulen Diversität und Gleichstellung aktiv verteidigen müssen, da diese zentrale Grundlagen für wissenschaftliche Freiheit, Qualität und demokratische Bildung sind. Wissenschaftsfreiheit dürfe nicht gegen Gleichstellung ausgespielt werden, sondern müsse wertebasiert verstanden werden – als Voraussetzung für eine offene und vielfältige Wissenschaftslandschaft.
Workshop: Strategien und Solidarität
Im anschließenden Workshop entwickelten die Teilnehmenden in Kleingruppen konkrete Strategien, um Diskriminierung entgegenzuwirken und solidarische Netzwerke in Forschung, Lehre und Gremien zu stärken. Diskutiert wurden Fragen wie:
- Welche Handlungsmöglichkeiten bestehen im eigenen Arbeitsfeld?
- Wie kann man sich gegenseitig unterstützen und sichtbar machen?
- Welche Strukturen braucht es, um Gleichstellung nachhaltig zu verankern?
Die Ergebnisse zeigten, dass es bereits viele Ansätze für gegenseitige Unterstützung, zivilgesellschaftliches Engagement und institutionelle Verantwortung gibt – diese jedoch in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung gestärkt und sichtbarer gemacht werden müssen.
Ausblick: Verantwortung für die Zukunft
Zum Abschluss der Veranstaltung wurde deutlich:
Die Verteidigung von Diversität und Gleichstellung ist keine Zusatzaufgabe, sondern ein wesentlicher Bestandteil wissenschaftlicher Integrität und gesellschaftlicher Verantwortung. Hochschulen und Wissenschaftler*innen tragen gemeinsam die Aufgabe, diese Werte in Forschung, Lehre und im öffentlichen Diskurs zu verankern – auch und gerade dann, wenn sie unter Druck geraten.
Das Female Scientists Network wird diesen Dialog fortführen und weiterhin Räume schaffen, in denen sich Forschende austauschen, vernetzen und gegenseitig stärken können. Die Veranstaltung „Cancel Diversity?“ machte deutlich, dass Zukunft nur mit Vielfalt gestaltet werden kann – und dass die Verantwortung dafür heute beginnt.
Ideas, Suggestions, Wishes?
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Input, Vernetzung und Anregung: Rückblick auf die dritte Vernetzungsveranstaltung FSN
In ihrer Keynote zum Thema: „Intersektionalität verstehen und anwenden: Ein Überblick für mehr Selbstsicherheit im Umgang mit Vielfalt“ regte Pauline Seuß die Anwesenden dazu an, sich mit den eigenen Vorurteilen und Normvorstellungen auseinanderzusetzen, die verschiedene Menschengruppen auf vielfältige Weise ausschließen können
Netzwerken mit Mehrwert: Jahresend-Special des Female Scientists Networks an der HTWK Leipzig
Am 4. Dezember 2024 lud das Female Scientists Network der HTWK Leipzig zur letzten Veranstaltung des Jahres ein. Das Jahresend-Special bot erneut eine Plattform für den Austausch über Qualifikationsstufen und Fachgrenzen hinweg und inspirierte die Teilnehmenden mit lebhaften Diskussionen und frischen Impulsen rund um die Keynote von Dr.in Steffi Nothnagel dem Thema "Unsichtbare Hürden. Unconscious Bias in der Wissenschaft und was wir dagegen tun können".
Zur News-Meldung der Vernetzungsveranstaltung “Netzwerken mit Mehrwert”
Unter dem Motto "FSN trifft HB" starten das Female Scientists Network und die Hochschulbibliothek ein neues Vernetzungsformat
Am Donnerstag, den 26. September 2024, fand das erste Frauenfrühstück an der HTWK Leipzig statt. Im Foyer der Hochschulbibliothek kamen Frauen der Hochschule, von der Studentin bis zur Professorin, sowie externe Gäste zusammen. Die Veranstaltung, organisiert vom Female Scientists Network (FSN) in Zusammenarbeit mit der Hochschulbibliothek (HB), bot Gelegenheit für Gespräche, neue Kontakte und einen ganz anderen Start in den Tag.
Erfolgreicher Auftakt des Female Scientists Networks
Die Auftaktveranstaltung des Female Scientists Network an der HTWK Leipzig begeisterte mit einer inspirierenden Keynote, einer motivierenden Podiumsdiskussion und viel Zeit zum Netzwerken.
Unter dem Motto "Miteinander, voneinander, füreinander - Empowerment3" startete das Female Scientists Network ihre Auftaktveranstaltung am 10.04.2024 an der HTWK Leipzig. Als ein zentraler Meilenstein für die hochschulweite Vernetzung und Sichtbarkeit von Wissenschaftlerinnen aller Karrierestufen trug die Veranstaltung dazu bei, die Chancengerechtigkeit und Diversität an der Hochschule weiter zu stärken.
Mit dem Aufruf "Frauen, seid mutig, vernetzt Euch und sucht Verbündete" sprach sich auch Professorin Graßmann (MDC, Berlin) in ihrer Keynote für gegenseitiges Empowerment aus. Unter dem Thema „Empowering Excellence: Frauen im Wissenschaftsnetzwerk“ lud sie die Teilnehmerinnen dazu ein, proaktiv die nächsten Karriereziele anzugehen und sich engagiert den Herausforderungen einer wissenschaftlichen Laufbahn zu stellen. Wie sich der Alltag im Wissenschaftskontext an der HTWK Leipzig real gestaltet und welche unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen es zum Thema wissenschaftliche Karrierepläne gibt, konnten die Gäste im Anschluss bei der Podiumsdiskussion von (Nachwuchs-) Wissenschaftlerinnen der HTWK Leipzig erfahren.
Den Ausklang fand die Auftaktveranstaltung in ungezwungener Atmosphäre beim gemütlichen get-together, bei dem sich die Gäste vernetzen und den Tag Revue passieren lassen konnten.
